Neben Fleisch und Eiern ist Milch wohl das am meisten für Verwirrung sorgende Lebensmittel der letzten Jahrzehnte. In bestimmten Kreisen wird sie vor allem für Krebs und Osteoporose verantwortlich gemacht. Hormonskandale sowie der moralische Aspekt vom Milchkonsum machen nicht nur die Kuhmilch, sondern auch andere Milchprodukte wie Joghurt oder Käse immer unbeliebter. Doch was ist genau dran an den zahlreichen Behauptungen? Sollten wir denn wirklich lieber die Finger von der Milch lassen? Macht sie uns tatsächlich mehr krank, als dass sie uns gut tut? Erzeugt sie durch die vorhandenen Hormone wirklich Krebs und sollten wir sie überhaupt konsumieren? Wir sind doch keine Kälber!
Ein wirklich brisantes Thema, das dringen Aufklärung benötigt, um die ewig währenden Milchkritik endgültig ein für allemal zu beenden. Der folgenden Artikel soll die gängigsten Behauptungen über die geliebte und zugleich verhasste Milch überprüfen. Vorweg soll jedoch klargestellt werden, dass es sich hier im folgenden nur um den gesundheitlichen Aspekt der Milch handeln soll. Ob der Milchkonsum ethisch vertretbar ist, gehört in einen anderen Artikel und bleibt jedem selbst überlassen.
“Die Kuhmilch ist ja nur für Kälber!”
Es wird wohl kaum einer bestreiten, dass wir Menschen generell an Milch angepasst sind. Damit meine ich zunächst natürlich nur die Muttermilch. Kuhmilch sollten Säuglinge jedoch nicht bekommen, denn diese beinhaltet viel Eiweiß, was an sich gut ist, für das Baby jedoch eine große Belastung für die Nieren darstellen kann. Gerade der hohe Caseinanteil im Kuhmilcheiweiß ist für Säuglinge schwer verdaulich und stellt für sie eine Herausforderung dar.
Es stimmt, dass die Muttermilch der Säugetiere nur für den Nachwuchs bestimmt ist. Das gilt für uns Menschen genau so, wie für andere Tiere. Irgendwann stellt die Mutter die Milchproduktion ein, damit das Baby gezwungen ist, “in die Welt zu gehen” und selbstständig nach fester Nahrung zu suchen. Was spricht jedoch dagegen, Milch weiterhin zu konsumieren? Ist artfremde Milch, also die Milch von Kühen beispielsweise, denn überhaupt für den Menschen verwertbar?
Um diese Frage zu beantworten müssen wir uns zunächst die Inhaltsstoffe der jeweiligen Milcharten anschauen.
Kuhmilch vs. Muttermilch
Wie jedes Lebensmittel besteht die Milch zu einem bestimmten Anteil aus Wasser, Eiweiß, Kohlenhydraten und Fett. Dazu ist sie ein guter Lieferant von Mineralstoffen und Vitaminen, denn das Neugeborene soll schließlich mit allen lebenswichtigen Stoffen versorgt werden. Im Folgenden wollen wir uns kurz die Zusammensetzung von Muttermilch und der Kuhmilch anschauen, da diese die am meisten verzehrte Tiermilch ist.
Aus der Tabelle auf der linken Seite können wir entnehmen, dass sich die Muttermilch von den Nährstoffen nicht sonderlich von der Kuhmilch unterscheidet. Die Kuhmilch hat etwas mehr Eiweiß als Muttermilch. Diese beinhaltet dafür mehr Laktose. Der Fettgehalt ist nahezu identisch. Schaut man sich die Mikronährstoffe an, sehen wir, dass die Kuhmilch eine viel größere Menge an Mineralstoffen aufweist als die Muttermilch. Bei den Vitaminen halten sich beide die Waage. Einiges finden wir in der Kuhmilch in höheren Mengen als in der Muttermilch und umgekehrt.
Aus den Inhaltsstoffen lässt sich somit zunächst nichts negatives über die Kuhmilch ableiten. Man kann sogar sagen, dass sich Milch aufgrund des hohen Eiweißgehalts und der guten Omega-3 Fette hervorragend als Fleischersatz eignet. Auch unser Verdauungstrakt verändert sich nach der Stillzeit nicht. Nur die Laktase-Prokuktion wird etwas heruntergefahren, da diese nach dem Abstillen nicht mehr benötigt wird. Trinken wir jedoch als Kinder weiterhin Milch, wird diese wieder mehr angeregt.
Zusammengefasst lässt sich zu der Frage, ob Kuhmilch denn nur für Kälber sei, sagen, dass sich die beiden Milcharten nicht sonderlich unterscheiden. Es sind in der Kuhmilch keine Artfremden Substanzen für den Menschen vorhanden. Lediglich die Konzentration der einzelnen Nährstoffe variiert jeweils, wie in jedem anderen Lebensmittel auch.
“Und was ist mit den ganzen Hormonen?”
Das Standardargument in der Milchdebatte ist, dass Milch angeblich viele Hormone beinhalte und diese sogar zu Krebs führen würden. Schauen wir uns doch mal diesen Kritikpunkt genauer an.
Das Wachstumshormon IGF-1
Ja, Milch beinhaltet u.a. das Wachstumshormon Progesteron sowie das IGF-1 (Insulin-like growth factor 1). Dies sorgt wie das gewöhnliche Insulin, welches bei jeder Mahlzeit ausgeschüttet wird, dafür, dass die Zellteilungsrate sowie das Zellwachstum erhöht wird. Im Übermaß kann das IGF-1 durchaus die Tumorbildung begünstigen, denn es hemmt die Apoptose, den programmierten Zelltod. So werden ungebrauchte bzw. kaputte Zellen nicht zerstören, was dann zu Zellwucherungen und somit Tumoren führen kann.
IGF-1 wird von jedem Organismus produziert und ist eigentlich ganz natürlich und ungefährlich. Bezogen auf die Kuhmilch müssen wir uns jedoch die Frage stellen, wie viel IGF-1 in der gewöhnlichen Milch zu finden ist und ob dieses überhaupt einen Einfluss auf unseren Körper nehmen kann, denn zu viel des Hormons wäre durchaus schädlich. Ist die “Hormonbelastung” denn wirklich eine Belastung?
Vergleichen wir doch zunächst die Hormone in der Milch mit der Eigenproduktion des Menschen. In der folgenden Tabelle (entnommen aus Prophylaxe und Therapie durch Artgerechte Ernährung von Klaus Wührer) sehen wir, dass die in der Milch enthaltenen Hormone nur ein Bruchteil dessen sind, was unser Körper täglich selbst produziert, nämlich die 2.500-fache Menge. Dazu kommt, dass bei einer oralen Aufnahme nur ca. 10% des IGF-1-Hormons im Körper ankommen. Kann dabei wirklich von einer “Hormonbelastung” gesprochen werden?
Zudem berichtet das Kompetenzzentrum für Ernährung in einem Paper zur ernährungsphysiologischen Bewertung von Milch, Milchprodukten und deren Inhaltsstoffen, dass auch in einer kontrollierten Interventionsstudie bei den Probanden im Blut kein intaktes IGF-1 aus Kuhmilch nachgewiesen werden konnte. Dies hängt damit zusammen, dass tierisches IGF-1 für uns Menschen nicht bioaktiv ist, d.h. von unserem Körper nicht genutzt werden kann und somit den eigenen Hormonhaushalt nicht belastet.
Kleine Notiz am Rande: Beim Konsum von Sojamilch konnte man in Untersuchungen übrigens einen tatsächlichen IGF-1-Anstieg im Blut feststellen.
Das Wachstumshormon bGH
Ein weiteres Wachstumshormon, das sich in der Milch feststellen lässt, ist das bGH (bovine growth hormone), auch Somatrophin genannt. Dieses hat, wie auch das IGF-1, keine Auswirkungen auf unsere Gesundheit, denn auch hier wurde in Untersuchungen belegt, dass 85-90% des bGHs die Hitzebehandlung der Milch nicht überleben. Die übrigen 5-10% schaffen es zudem nicht, durch unser Verdauungssystem ins Blut zu gelangen. Selbst wenn das bGH aufgenommen werden könnte, ist es, wie bei IGF-1 schon erklärt, für den den Menschen nicht bioaktiv, also nicht verwertbar. Aus diesem Grund kann es keinerlei Wirkung auf den Organismus haben. Dazu kommt, dass das bGH in der Milch nur in sehr geringen Mengen vorkommt (1/1000 g/l Milch). Das ist wohl geringer als gering.
Östrogen in der Milch
Die meiste Milch, die wir konsumieren, kommt von trächtigen Kühen. Das hat zur Folge, dass die Kuh mehr Östrogen produziert als gewöhnlich und somit auch der Östrogengehalt in der Milch erhöht ist. Die Sorge vor einer Hormonbelastung ist auch in diesem Fall unbegründet. Auch Steroidhormone, zu denen das Östrogen zählt, schaffen es wie die Wachstumshormone nicht, durch die orale Einnahme eine Wirkung auf den menschlichen Organismus auszuüben. Dies ist übrigens auch der Grund, warum sich beispielsweise Bodybuilder Steroide injizieren, anstatt sie oral einzunehmen. Denn erst durch eine direkte Injektion ins Blut, kann das Hormon wirken.
Untersuchungen an Mäusen haben ebenfalls bestätigt, dass gewöhnliche Östrogenmengen aus der Milch keine Effekte auf den eigenen Hormonhaushalt aufweisen. Selbst nach der oralen Gabe der 100 fachen Menge der Eigenproduktion, konnten keine Auswirkungen festgestellt werden. Erst bei der 1000 fachen Menge des in der Kuhmilch gefundenen Östrogens, konnten Veränderungen festgestellt werden.
“Es gibt da aber eine Studie …”
Im Folgenden möchte ich kurz auf das Thema Studien eingehen. In Diskussionen hört man immer wieder, dass es zu der einen oder anderen Behauptung ja auch eine Studie gibt, die XY beweist. Zunächst einmal ist eine Studie kein in Stein gemeißeltes Gesetz. Die Durchführungsmethode ist dabei enorm wichtig. Es reicht nicht, sich nur das Ergebnis einer Untersuchung anzuschauen. Oft finden sich nämlich gravierende Fehler in der Durchführung oder der Auswertung der Daten. Beachtet werden sollte zudem der Sponsor der vorliegenden Studie, denn gerade im Bereich der Ernährungswissenschaft finanzieren bestimmte Interessengruppen und große Firmen die Durchführung von Studien, um beispielsweise eine gewisse Meinung durchzusetzen und eigene Produkte zu verkaufen. So wird an Parametern gedreht, bis das gewünschte Ergebnis auftritt. Einige Werte werden verdoppelt, andere halbiert und plötzlich entsteht das gewünschte Ergebnis. Jeder, der sich mal intensiv mit Studien und deren Durchführung auseinandergesetzt hat, dürfte jetzt nur nicken.
Gerade Korrelationsstudien werden meist herangezogen, um etwas zu beweisen. Das Problem bei Korrelationsstudien ist jedoch, dass alles irgendwie in Verbindung mit Krebs gebracht werden kann. So haben beispielsweise die Forscher Jonathan Schoenfeld und John Ioannidis in einer Untersuchung die 50 häufigsten Zutaten aus Kochbücher genommen und nahezu zu jeder Zutat eine Studie gefunden, die damit ein Krebsrisiko assoziiert. Dieses Krebsrisiko wird jedoch wieder relativiert, schaut man sich Metaanalysen an. Metaanalysen sind Zusammenfassungen aller durchgeführter Untersuchungen auf einem Gebiet, denn eine einzige Studie zu einem Sachverhalt ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht aussagekräftig, sondern nur ein Anhaltspunkt, um weiter zu forschen.
Milch und Krebsstudien
Kommen wir nun jedoch zurück zur Milch. Wie in der Untersuchung von Schoenfeld und Ioannidis zu sehen, korreliert so ziemlich alles mit Krebs. Dabei ist aber unbedingt der Wert der Risikoerhöhung genauer zu betrachten. Schauen wir uns doch nun kurz einige andere Studien zu Milch an.
In einer weiteren Untersuchung hat man festgestellt, dass Männer mit einem höheren Milchkonsum ein um 26% verringertes Risiko aufweisen, an kolorektalem Krebs zu erkranken. Auch haben Personen mit einem täglichen Milchkonsum von ca. 600 g ein um 10% verringertes Risiko an Brustkrebs zu erkranken. Dagegen soll Milch das Prostatakrebsrisiko um 9% erhöhen. All diese Werte sind relativ niedrig und stellen aus wissenschaftlicher Sicht keinen kausalen Zusammenhang zwischen Milch und Krebsentstehung dar. Zum Vergleich hat das Rauchen eine relative Krebsrisikoerhöhung von 2000% und mehr.
Eine große Metaanalyse aus dem Jahr 2016 bestätigt, dass es bei Milch mehr positive Effekte für unseren Organismus gibt, als vorher angenommen. Im folgenden sollen einige davon kurz vorgestellt werden.
“Aber Milch soll auch die Knochendichte verringern!”
Die Werbung suggeriert uns oft, dass Milch durch den hohen Calciumgehalt die Knochendichte erhöht und somit Osteoporose entgegenwirkt. Auf der anderen Seite hören wir von “Experten” jedoch, dass Kuhmilch die Knochendichte sogar verringern soll. Was denn nun?
Interventionen haben ergeben, dass Milch das Osteoporoserisiko nicht erhöht, sondern ausschließlich positive Effekte auf die Knochendichte hat. Gerade bei Heranwachsenden spielt Milch eine enorm wichtige Rolle bei der Knochengesundheit.
Eine weitere Studie hat 295 Kinder untersucht. Alle diese Kinder waren auf bestimmte Lebensmittel allergisch. Einige von ihnen vertrugen keine Milch, Gerste, Weizen oder andere Lebensmittel. Die Untersuchung ergab, dass nur diejenigen, die keine Milch vertragen haben, Probleme mit ihrem Wachstum aufwiesen, trotz genügend Protein- und Kalorienzufuhr.
Beim Ersetzen von Milch mit Softdrinks hat eine andere Untersuchung gezeigt, dass bereits nach 10 Tagen ein Abbau von Knochendichte bei Kindern zu verzeichnen ist.
Weitere gesundheitliche Vorteile von Milch
Um diesen Artikel nicht weiter unnötig länger zu machen, möchte ich in diesem Punkt weitere gesundheitliche Vorteile von Milch kurz und knapp auflisten, welche aus der bereits erwähnten Metaanalyse von 2016 hervorgehen.
Laut der Metaanalyse hat Milch keinen negativen Einfluss auf Herzkreislauferkrankungen. Zudem haben Milch sowie Milchprodukte sogar einen positiven Effekt auf Bluthochdruck, das Herzinfarktrisiko und verringern das Risiko für Übergewicht bei Kindern.
Des Weiteren wirken gerade fermentierte Milchprodukte, wie Joghurt und Käse, entzündungshemmend und haben positive Auswirkungen auf das Management von Typ II Diabetes und den Stoffwechsel generell.
Ich empfehle, sich die Metaanalyse durchzulesen, denn dort findet man noch mehr Daten, die den Rahmen dieses Artikels sprengen würden.
Zusammenfassung
Die Studienlage ist eindeutig. Betrachtet man die Metaanalyse zum Thema Milch und ihre Auswirkungen auf unsere Gesundheit, so ist klar, dass Kuhmilch nicht ungesund ist. Ganz im Gegenteil – Milch enthält viele wichtige Nährstoffe wie Calcium, Omega 3 Fettsäuren sowie sehr hochwertiges Protein.
Ob man aus ethischen Gründen auf Mich verzichten will, bleibt jedem selbst überlassen. Fakt ist jedoch, dass Milch, wenn man sie verträgt, einen großen Teil zu unserer Gesundheit beiträgt.
Unter dem folgenden Link findest du eine PDF-Datei mit zahlreichen weiteren interessanten Studien zu Milch und Milchprodukten sowie deren positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit:
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