Nahrungsergänzungsmittel liegen im Trend: Es gibt kaum eine Fernsehzeitschrift, die nicht Kapseln mit vermeintlich gesundheitsfördernden Heilpflanzen oder Mikronährstoffen anpreist. Verbraucher geben in Drogerien, Supermärkten und Apotheken jährlich fast eine Milliarde Euro für diese Präparate aus. Doch sind Nahrungsergänzungsmittel wirklich sinnvoll? Wer braucht sie und wer kann darauf verzichten?
Am besten: Gesunde Ernährung
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung bezieht eine ganz klare Position: Wer sich gesund ernährt, braucht keine Nahrungsergänzungsmittel. Von dieser Grundregel gibt es nur ganz wenige Ausnahmen: Dazu gehören beispielsweise schwangere Frauen, denen empfohlen wird, Folsäure und Iod in Form von Nahrungsergänzungsmitteln einzunehmen, da der erhöhte Bedarf in der Schwangerschaft mit der normalen Ernährung in der Regel nicht abgedeckt wird. (Quelle: Aponet)
Doch wer ernährt sich gesund?
Befürworter von Nahrungsergänzungsmitteln halten dem entgegen, dass viele Menschen sich heutzutage nicht mehr gesund ernähren. So hat beispielsweise die Nationale Verzehrsstudie gezeigt, dass die meisten Menschen nicht ausreichend mit Folsäure und Vitamin D versorgt sind. Jeder Dritte nimmt nicht genügend Vitamin C zu sich. Das suggeriert, der Griff zur Vitamintablette sei sinnvoll. Experten machen aber auch darauf aufmerksam, dass die Defizite leicht durch mehr Obst und Gemüse bzw. im Fall von Vitamin D durch häufigere Fischmahlzeiten und Spaziergänge an der frischen Luft behoben werden können.
Nicht ohne Risiko
In den letzten Jahren haben Studien gezeigt, dass die Verwendung von Nahrungsergänzungsmittel nicht immer harmlos ist. So kann etwa Betacarotin, das als Radikalfänger beworben wird, bei Rauchern in höherer Dosierung die Gefährdung für Lungenkrebs steigern. Bei Selenpräparaten haben sich Hinweise auf ein möglicherweise erhöhtes Diabetes-Risiko ergeben. Nahrungsergänzungsmittel sollten also keinesfalls unkritisch eingenommen werden.
Keine Arzneimittel
Nahrungsergänzungsmittel sehen häufig wie Arzneimittel aus und werben mit gesundheitsbezogenen Aussagen. Trotzdem sind sie Lebensmittel. Die Konsequenz: Die Hersteller müssen nicht – wie bei Arzneimitteln – eindeutige Belege für eine gesundheitliche Wirksamkeit vorlegen, sondern lediglich nachweisen, dass dem Verbraucher durch die Einnahme in der empfohlenen Menge kein Schaden entsteht. Pflanzliche Inhaltsstoffe für Nahrungsergänzungsmittel müssen auch nicht die gleiche Qualität haben wie für Arzneimittel.
Fazit
Wer sich gesund ernährt, braucht keine Nahrungsergänzungsmittel. In den meisten Fällen ist die Investition in leckeres Obst und Gemüse sinnvoller, als zu Vitaminpillen zu greifen. Das trifft besonders bei Kindern und Jugendlichen zu, die im Wachstum einen vermehrten Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen haben. Bei Schwangeren und älteren Menschen, die häufig an einer Mangelernährung leiden, kann eine gezielte Nahrungsergänzung in Absprache mit dem Arzt sinnvoll sein. Verzichten sollte man auf dubiose Präparate, die über das Internet vertrieben werden. Im Zweifelsfall kann eine Beratung beim Arzt oder Apotheker des Vertrauens helfen, eigene Nährstoffdefizite zu erkennen und gezielt dagegen anzugehen.
Autor: Christine Reinhold